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Oktober 2021

Ben Gershon – Jewy Louis – Konstantin der Große

Jewy Louis
Social Media Kulturdrink #InDieWeite
Kolumba - Kunstmuseum des Erzbistums Köln
Foto: Ursula Rüter

Der Comic-Zeichner und Autor der Jewy Louis Comics, Ben Gershon (*1985), zeigt uns mit seinen witzigen, koscheren Comics humorvolle Absurditäten aus dem jüdischen Alltag in einer nichtjüdischen Umwelt. Sein Held Jewy Louis ist ein gewitzter kleiner Kerl mit Nickelbrille, Pejes (aber ohne Bart) und weiß‐blau gestreifter Kippa. Also ein liebenswürdiger Otto Normaljude, der in einer modernen Gesellschaft lebt, die jedoch nicht immer mit den jahrtausendalten Regeln und Traditionen konform geht. Alle werden liebevoll aufs Korn genommen: orthodoxe Rabbiner, jüdische Mütter, unwissende Juden sowie Andersgläubige, und so gewährt uns Gershon einen humorvollen Blick auf Traditionen, Bräuche und Symbole.

Ben Gershon, der aus der wöchentlichen Kolumne in der Jüdischen Allgemeinen sowie dem Schweizer Tachles Wochenmagazin bekannt ist, war als Special Guest beim Abendprogramm des interessanten Social Media Kulturdrink #InDieWeite am 7. Oktober 2021 im Kolumba Kunstmuseum in Köln mit dabei. Die Ausstellung nimmt Aspekte jüdischen Lebens in Deutschland bis August 2022 in den Blick.

Zum Meet Up eingeladen hatten MiQua. LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln, die MiQua-Freunde e.V., Kolumba - Kunstmuseum des Erzbistums Köln und wir haben sie dabei tatkräftig unterstützt.

An verschiedenen SpeedSpeakSpots wurden exklusiv die Geschichten hinter den Objekten der Ausstellung von den Macher:innen von MiQua und Kolumba persönlich vorgestellt und Ben erklärte versiert die Buchillustrationen im Amsterdam Machsor und in der Mischne Tora Kaufmann. Denn die Bilder in den mittelalterlichen Handschriften weisen Bezüge zu Comics auf als Vorgänger von sequenziellen Bilderfolgen. Im Lesezimmer des Museums veranstaltete er anschließend einen Mitmach-Workshop: wer Lust hatte, konnte Grundlagen des Comiczeichnens erlernen. Ben verdeutlichte, wie die Bilder-Geschichten in einer Abfolge von einzelnen Situationen erzählt werden. Vor unseren Augen skizzierte er Schritt für Schritt seine gekonnte Herangehensweise, u.a. wie eine Comicfigur am Beispiel Kaiser Konstantins aufs Papier gebracht wird. Als Vorlage diente ihm dafür ein Bild des Kaisers auf dem Einband der Publikation Das Dekret von 321: Köln, der Kaiser und die jüdische Geschichte. Anschließend versuchten wir alle, Comicfiguren zu zeichnen, es sah bei ihm so einfach aus, war es jedoch nicht.

In Kolumba wurde die Abschrift des Dekrets aus dem Jahr 321 für einige Wochen als kostbare Leihgabe in der aktuellen Schau In die Weite präsentiert, auf das sich das aktuelle Festjahr 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland als früheste Urkunde beruft. Sie richtete sich an die Mitglieder des Stadtrates der Colonia Claudia Ara Agrippinensium, wie Köln in römischer Zeit hieß und beweist somit schon in dieser Zeit die Existenz von Jüdinnen und Juden nördlich der Alpen. Als Abschrift des 6. Jahrhunderts hat es sich in der ältesten erhaltenen Fassung in der Gesetzessammlung des Codex Theodosianus in der Vatikanischen Bibliothek in Rom erhalten.

Und wer weiß, vielleicht treffen sich ja Jewy Louis und Konstantin der Große in einem Comicstrip von Ben Gershon einmal wieder.

[U.R.]