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April 2020

Kunstpause und Applaus (Teil 6)

Nein, die Künste sind nicht verstummt. Und ja, es ist eine Krise. Und wie mit dieser umgegangen wird, erkunden wir abschließend in historisch bedeutenden Städten entlang des Rheins. Zu Wort kommen Vertreter der Einrichtungen, die einmal in Köln tief in die Geschichte eintauchen und zum anderen in der Nähe der ehemaligen Kaiserpfalz in Ingelheim ein altes Rathaus zu neuem Glanz verhelfen.

Wer tief gräbt, stößt in Köln auf die Colonia Claudia Ara Agrippinensium, der Stadt, die vor über 2000 Jahren von den Römern gegründet wurde. Für jene Schichten der Geschichte interessiert sich besonders ein Team aus Fachleuten, die den Disziplinen Archäologie, Architektur, historische Bauforschung, Kunstwissenschaft und Judaistik entstammen, darunter auch Thomas Otten, Archäologe, Denkmalpfleger und Gründungsdirektor des MiQua – LVR-Jüdisches Museum im Archäologischen Quartier Köln. Mitten im Kölner Stadtzentrum entsteht direkt über der Ausgrabungsfläche und unter dem Rathausplatz ein neues Museum. MiQua steht für „Museum im Quartier“. Zugleich soll der Name auch Assoziationen zur Mikwe wecken, dem rituellen Tauchbad, welches archäologisch gut erhalten eines der zentralen Stätten in der künftigen Ausstellung sein wird. Während die Erforschung der historischen Schichten unter der heutigen Stadt Köln und die Bauarbeiten für das neue Museum weiter voranschreiten, ist dem Team um Thomas Otten Homeoffice verschrieben. Und dies sei gar nicht so schlecht, da die eigene biologische Uhr nicht immer den Anforderungen des Büros entspräche. Also: „Eine echte Chance für daheim!“ Die einen sagen übrigens daheim, die anderen zu Hause. In Köln wird offenbar beides verwendet, klärt die Grafik der ZEIT auf. Dies jedoch nur nebenbei. Ob nun zu Hause oder daheim, der MiQua-Blog zeigt uns den veränderten Alltag der Museumskolleg*innen.

Screenshot des MiQua-Blogs

Und wie sieht nun der Museumsalltag einige Rheinmeter flussaufwärts aus? Dort harrt Ulrich Luckhardt auf die Eröffnung seiner Klee-Ausstellung, die aufgrund der Coronakrise verschoben wurde. Vermutlich wird nun alles in den September verlegt. Er rät: „Gelassen bleiben!“ Seit 2013 verantwortet der Kunsthistoriker die Internationalen Tage Ingelheim. Zuvor war er fast 25 Jahre an der Hamburger Kunsthalle tätig, wo er zahlreiche Ausstellungen zur Klassischen Moderne kuratierte. Nach Präsentationen zu Liebermann, Nolde, Feininger, Kubin und einer großen Skulpturenausstellung im zwischenzeitlich umgebauten und erweiterten Alten Rathaus in Ingelheim, plant er jetzt Tierisches. Tierisches von Klee.

Thomas Otten vermutet, dass die digitale Vermittlung deutlich an Zulauf gewinnen wird. So denkt er etwa über Rundgänge im leeren Museum nach, die im Netz geteilt werden. Ulrich Luckhardt bleibt erneut gelassen. Gewiss ist, später werden wir vor Ort begeistert sein – in Köln und in Ingelheim – und bis dahin empfiehlt Otten die sommerdiebe.de und Luckhardt wird alsbald via Twitter, Facebook und natürlich mit einem schön gestalteten Katalog alle Fragen zu Klee, zu Mensch und Tier und zu deren Zusammenhängen beantworten.

Gemütlich und gelassen. Ein Einblick in Luckhardts Hamburger Home, ohne Office.

Hiermit endet unsere Reise an den Rhein und diese Serie. Die Krise ist nicht vorbei. Die Künste sind am Leben. Und welche Schichten einst Historiker*innen entdecken werden als die halbe Welt im Homeoffice verbrachte, wird die Zeit klären. Bleiben Sie gelassen und bleiben Sie gesund!

[S.H.]