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Juni 2020

Posten wir nun ein schwarzes Quadrat oder nicht?

Ein schwarzes Bild posten, dazu noch den richtigen Hashtag. Oder ist es doch nicht angemessen und nur ein Lippenbekenntnis? Auf Demonstrationen gehen. Wenn vorhanden, Geld an Organisationen spenden, die sich gegen Rassismus, Polizeigewalt und für Vielfalt, Aufklärung und Schutz von Minderheiten engagieren. Privat Bücher und Artikel lesen, Podcasts hören, Dokumentationen schauen. Und natürlich im Alltag aktiver reagieren. Diese unmittelbar nachvollziehbaren „guten Taten“ sind machbar, aber auch sehr allgemein.

Wir haben uns gefragt, was können wir spezifisch als Agentur für Kulturkommunikation tun, um in unserer täglichen Arbeit und in unserem Umfeld mit offeneren Augen und konkreten Schritten diskriminierende Strukturen aufzubrechen?

Offensichtlich wäre es

  • für keine Kund*innen zu arbeiten, die mit ihren Projekten rassistische Inhalte propagieren.
  • in Formulierungen für Pressemitteilungen, Social Media Posts, E-Mails an die Presse usw. auf eine sensible Sprache zu achten, und auch Kunden, Kolleg*innen und Partner*innen darauf hinzuweisen.
  • keine Medien in unsere Datenbank aufzunehmen, die für rechtsextreme und rassistische Inhalte stehen.
  • Kund*innen bei der Auswahl von Gesprächspartner*innen bei Panels, Interviews, Video-Trailern etc. darauf hinzuweisen, möglichst eine diverse und inklusive Auswahl zu treffen.

Einerseits erscheint das klar, offensichtlich und selbstverständlich. Anderseits wird in der Unsicherheit vieler oder auch in der Empörung mancher deutlich, dass uns im Einzelfall und im Detail oft überhaupt nicht genau klar ist, was Sprache ist, die rassistische Strukturen reproduziert, was ein fragwürdiger Inhalt einer Ausstellung ist, der nicht kontextlos kommuniziert werden kann, was für Kontexte hinter Theaterstücken, Biografien von Künstlerinnen oder Autoren stehen etc.
Sprich – auf was müssen wir achten? Welche Fragestellungen im Kontext von Museum, Ausstellungen und Rassismus haben wir bisher nicht bedacht?

Was also tun – weiterbilden!

#MuseumsAreNotNeutral:
Zum Beispiel mit dieser schon seit 2015 anwachsenden Linksammlung zum Thema Social Justice & Museums, auf die wir über die Kuratorin und Autorin Anna Roque Rodriguez gestoßen sind. Initiiert hat die Literatursammlung die US-amerikanische Kuratorin La Tanya S. Autry. Literaturhinweise gibt es u.a. zu den Themen Museen & Rassismus, Dekolonialisierung, Museen & Denkmale, Gender & Sexualität, aber auch allgemein zur Definition von Museen und zu aktuelleren (US-amerikanischen) Debatten wie die Reaktion der Museen auf die Proteste in Ferguson nach dem Tod von Michael Brown.

Zum Einstieg drei subjektiv ausgewählte Artikel:

  • In diesem kurzen Beitrag schreibt Carey Dunne über das nicht unumstrittene Projekt von Kurator*innen des Amsterdamer Rijksmuseum, rassistische Formulierung aus Bildbeschreibungen und Bildtiteln herauszunehmen.
  • In diesem längeren Text sprechen die Kritiker Huey Copeland und Frank B. Wilderson III über die Kontexte des National Museum of African American History and Culture (NMAAHC) und des National Museum of the American Indian (NMAI).
  • Und hier plädiert Erich Hatala Matthes dafür, dass Museen eine eigene Ethik-Abteilung benötigen.

Natürlich gibt es noch viel mehr gute Literaturtipps. Und allein die Kontroversen rund um das Berliner Humboldt Forum zeigen, wie ungelöst auch in Deutschland und in Europa der Umgang mit tief verwurzelten rassistischen Strukturen ist.
Wir werden jedenfalls lesen und unsere Arbeit reflektieren, und versuchen, den einen oder anderen Denkanstoß in unserem Wirkungsbereich zu geben.

[E.F.]