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December 2020

A test case

Das nun im Dezember 2020 neu und vor allem digital eröffnete Humboldt Forum in Berlin hat es nicht leicht. Und dies sicherlich in großen Teilen zu Recht, aber es besteht auch Hoffnung. Darauf, dass ein zukünftiger Kurs des monumentalen Tankers auf dem Schlossplatz so auf die geäußerte Kritik eingeht, dass eine kulturelle Erkenntnis für alle Anspruchsgruppen möglich wird und eine zeitgemäße kulturelle Praxis gelebt wird.

Um es mit den Worten von George Abungu, Archäologe und ehemaliger Direktor des National Museums of Kenya, und Berater des Humboldt Forum zu sagen: "The Humboldt Forum and its appropriation of the Ethnological Museum collections is a test case. Either this national project, vilified by some, becomes a success in the dialogue of positive human relations through heritage discourse—or a pariah as a reinvention of a dominant and dominating symbol of a royal past. The choices are open, including through its engagement with Germany’s inglorious past and the question of restitution and decolonisation that comes along with exhibiting these controversial collections." (Zitiert aus einem Artikel in The Art Newspaper, 14.12.2020)

Es lohnt sich sicherlich, das Geschehen weiter zu verfolgen und die Diskurse mit kritischer Neugier zu begleiten. Es bietet sich auch der Blick auf Projekte an, die im Themenumfeld positioniert sind und beeindruckende wissenschaftliche Arbeit leisten.

So hat etwa ARTEFAKT 2019 die Ankündigung des Projekts „Digital Benin“ für die Ernst von Siemens Kunststiftung begleitet. Das Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt (MARKK) in Hamburg hat mit Unterstützung der Stiftung ein internationales Projektbüro zur digitalen Zusammenführung der weltweit zerstreuten Kunstwerke aus dem ehemaligen Königreich Benin eröffnet. Als Wissensforum wird „Digital Benin“ Objektdaten und zugehöriges Dokumentationsmaterial aus Sammlungen weltweit bündeln und somit den seit Langem geforderten Überblick zu den im 19. Jh. geplünderten Hofkunstwerken ermöglichen. Ziel ist ein fundierter und nachhaltiger Bestandskatalog über Geschichte, kulturelle Bedeutung und Provenienz der Werke. Das Projekt deutscher, nigerianischer, europäischer und amerikanischer Expert*innen wird mit über 1,2 Mio. Euro von der Ernst von Siemens Kunststiftung finanziert. Der Launch der Website ist im Jahr 2022 geplant.

Im Rahmen des Projekts gibt es u.a. auch die Benin Dialogue Group, mehr dazu auf der Website des MARKK.

Weitere Links:

Projektseite: https://digital-benin.org/

Artikel in Restauro vom Dezember 2012: https://www.restauro.de/die-erste-datenbank-fuer-benin-bestaende/

[E.F.]

Humboldt Forum, Berlin 2020, Foto: Stefan Hirtz