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October 2020

Von Dog Eye bis Fog Dog

Der Welthundetag – jeder weiß es: er wird am 10. Oktober gefeiert – ist nicht alleine ein Grund nach Münster zu kommen. Dort nämlich trifft man auf jenen Hund, besser auf einen Ausschnitt eines Hundes, welches ein Auge zeigt. Einen entscheidenden Ausschnitt, denn er zieht uns an, da das Auge durch die Farbigkeit und den klaren, intensiven Blick auf Anhieb sympathisch und vertrauensvoll wirkt. Ein Auge, das entweder uns oder vielleicht etwas in der Ferne fokussiert, und ein Auge, in welchem man sich verliert und weiter in die Tiefe sieht.

Die Sehschärfe bei normalen Hunden liegt gerade einmal bei 20-40% der Sehschärfe eines Menschen. Hunde haben somit eine fünf Mal geringere Auflösung wie wir Menschen. Erst ab einem Abstand von etwa einem halben Meter sehen Hunde ein Objekt wirklich scharf. Zwar ist die Sehschärfe beim Hund geringer, aber dafür ist diese viel mehr auf die Bewegung optimiert. Das menschliche Auge ist ebenfalls ständig in Bewegung und wir nehmen vieles in den Blick. Die meisten dieser Bewegungen geschehen allerdings unbewusst: Blinzeln, Fokussieren, Verfolgen – all das vollzieht sich einerseits ohne unser Zutun, andererseits setzen wir sie natürlich auch gezielt ein. Selbst der sogenannte REM-Schlaf (Rapid Eye Movement) verdankt seinen Namen der Phase, in der sich die Augen unwillkürlich unter den geschlossenen Lidern schnell bewegen.

Mit der Ausstellung Dog Eye zeigt die Kunsthalle Münster bis zum 22. November 2020 einen Überblick über das Werk des in Brasilien lebenden Künstlers Daniel Steegmann Mangrané: Installationen, Filme, Soundarbeiten, Fotografien, Zeichnungen, Hologramme und Skulpturen. Dabei überschneiden sich oft geometrische und abstrakte Formen mit natürlichen Elementen: Äste, Blätter, Insekten und auch Hunde sind integrale Bestandteile seiner Werke. Der Künstler kreiert ein Gefüge, das uns dazu veranlasst, unsere Position in der Welt und damit auch unsere Haltung zu unserer Umwelt zu befragen. Dog Eye – am Anfang der Ausstellung steht das Auge eines Hundes, das eine Metamorphose durchlaufen hat, denn es ist zu einer geometrischen Form geworden, deren Ursprung sich nur mehr erahnen lässt. Für die filmische Arbeit Fog Dog (2019/2020) dagegen diente Daniel Steegmann Mangrané als Set das Institute of Fine Arts in Dhaka in Bangladesch. Der Film dokumentiert das alltägliche Geschehen in der Schule, zum einen zeigt er die Menschen, die dort lehren, lernen und arbeiten und zum anderen eine Vielzahl an herumstreunenden Hunden, die in dem gesamten Gebäude Zuhause sind. Da Fog Dog auch ein Geisterfilm ist, passiert nach Einbruch der Dunkelheit eine Menge Gespenstisches in der Kunstschule, das wir nicht immer im Blick haben können und vor dem wir gern die Augen verschließen, wenn es unheimlich wird. Der narrative Film erzählt viel und löst Prozesse aus, die uns bedrängen und dem eigenen Nichtsehen entgegenstehen und zudem Seelenwanderungen zwischen Menschen, Pflanzen, Tieren und Geistern freisetzen, die den eigenen Blick reflektierend nach innen und außen richten…

{U.R.]

Daniel Steegmann Mangrané: Dog Eye