Eine Ausstellung, die solche Dimensionen umfasst, dass sie in Gänze nur per Bus und Bahn oder als Wanderung erschlossen werden kann, scheint weit gefächert zu sein. Und so ist es auch. Obgleich die Seele ja eher im Verborgenen wirkt, denn jener ist die Schau gewidmet - wächst sie über sich hinaus und zeigt sich sehr anschaulich in Ludwigshafen, in Heidelberg, in Bad Dürkheim und auch in Mannheim. Pflanzliches, Vegetabiles, wohin das Auge reicht, mal in voller Farbenpracht, mal zart als Grafik, mal als meterlange Bilderrolle, mal als feiner Strich auf dünnem Papier. Die Gewächse der Seele führen uns tief hinein in eine Kunstform, die es noch zu entdecken gilt und sie eröffnen vielfältige Dimensionen, Zeiträume, Sichtachsen. Es geht um Spirituelles, um mit Geisterhand gemalte Werke, aber ebenso um Bilder, die von der Kunstgeschichte schon längst geadelt wurden. Zu sehen sind Positionen des Automatismus, des Surrealismus von Odilon Redon, Max Ernst, Paul Klee neben Entdeckungen von Georgiana Houghton, Hilma af Klint und zahlreichen Künstlerinnen aus der legendären psychiatrischen Sammlung von Hans Prinzhorn aus Heidelberg.
Zusatztipp: Und wer in Ludwigshafen im Wilhelm-Hack-Museum vorbeischaut, um sich zu versenken und der Seele nachzuspüren, der soll dann auch nach draußen gehen, hinein in den schönen Hackgarten mit Wildbienenhäusern, einem begehbarern Blumentopf und Früchten der Stadt. Ungezähmte Outsider indoor, gezähmte Natur outdoor. Belebend!
[S.H.]