Nein, die Künste sind nicht verstummt. Und ja, es ist eine Krise. Und wie mit dieser umgegangen wird, erkunden wir in Teil IV unserer Serie, indem wir unser Augenmerk auf die Arbeit zweier gänzlich verschiedener Organisationen werfen: Auf den Verein Wikimedia Deutschland und auf die Ernst von Siemens Kunststiftung.
Als Einstieg, wer die beiden Player denn sind, befragen wir natürlich Wikipedia! und erhalten als Antwort:
Wikimedia Deutschland – Gesellschaft zur Förderung Freien Wissens e. V. ist ein deutscher Verein mit Sitz in Berlin. Er wurde 2004 von der US-amerikanischen Wikimedia Foundation als erste nationale Länderorganisation anerkannt und hat nach eigenen Angaben über 72.000 Mitglieder. Der Verein beschäftigt rund 120 Angestellte, unter anderem für die Weiterentwicklung der Software hinter der Wikipedia, für das Projekt Wikidata, für Öffentlichkeitsarbeit, Fundraising sowie die Unterstützung der Zusammenarbeit der Ehrenamtlichen in der Wikipedia und ihren Schwesterprojekten.
Die Ernst von Siemens Kunststiftung ist eine Stiftung bürgerlichen Rechts mit Sitz in München, die sich der Förderung bildender Kunst widmet. Sie wurde 1983 von Ernst von Siemens, dem jüngsten Enkel des Unternehmers Werner von Siemens, gegründet. Zweck der Stiftung ist die Förderung der bildenden Kunst, vor allem durch den Ankauf von Kunstwerken oder die finanzielle Unterstützung öffentlicher Kunstsammlungen beim Erwerb von Kunstobjekten. Außerdem wird die Restaurierung von Kunstwerken finanziell unterstützt.
Also irgendwie geht es bei beiden um das Wissen von der Kunst und um die Kunst, zu wissen. Aber was machen die Protagonist*innen dieser Einrichtungen nun so im Homeoffice? Maiken Hagemeister, Leiterin des Kommunikationsteams von Wikimedia Deutschland rät: „Immer schön Videocalls und Telefonkonferenzen miteinander mischen. Das hält zumindest zwei Sinne fit!“ Und Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst von Siemens Kunststiftung: „Wenn möglich zu zweit sein und einer kocht das Mittagessen – so erlebe ich Homeoffice als eine perfekte Zeit, die den Wahnsinn der vielen ansonsten zu absolvierenden Dienstreisen deutlich macht.“ Der zweite Tipp ist eher geschlechtsspezifischer Natur: „Nicht rasieren!“ Unrasiert, jedoch rasant hat Martin Hoernes einen für die Stiftung neu angelegten Kanal erobert. Fortan twittert er unter @EvsHoernes und informiert über Förderlinien und Restaurierungsprojekte. Denn das Wichtigste sei, die eigenen Projekte an die Krise anzupassen“, so Hoernes. Neu aufgelegt und schon zahlreich abgerufen wurde die Corona-Förderlinie. Museen können dort Anträge für Restaurierungs- und Katalogprojekte mit externen Wissenschaftler*innen und Restaurator*innen stellen. Und ganz frisch aufgesetzt wurde just die Online Plattform www.digitalbenin.org, die die digitale Zusammenführung der königlichen Kunstschätze Benins fördert.
Maiken Hagemeister setzt sich derzeit nochmals mit besonderem Nachdruck dafür ein, die schon digitalisierten Kulturgüter auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So sagt sie: „Für meine Organisation ist jetzt umso wichtiger, die Digitalisate der Kultureinrichtungen zu öffnen!“ Hierfür gibt es auch schon eine bewährte Zusammenarbeit. Das englische Akronym GLAM steht für Kunstsammlungen, Bibliotheken, Archive und Museen (Galleries, Libraries, Archives, Museums) und beim Projekt GLAM on tour geht es darum, dass Kultureinrichtungen und Wikipedia-Aktive gemeinsam Kulturdaten für alle Menschen frei im Netz veröffentlichen. So erkundeten beispielsweise im letzten Jahr ehrenamtliche Wikipedia-Autorinnen und -Fotografen die Parklandschaften in Babelsberg und Sanssouci. Ein ganz anderes und brandaktuelles Wikimedia-Thema ist dann schließlich hier zu erleben: Ein Video des jüngsten Wikimedia-Salons, der sich mit der Frage befasst, wie die Coronakrise datenpolitische Diskurse beeinflusst.
Was lernen wir aus der Krise? „Mehr Videokonferenzen, weniger Reisen“, so Hoernes. Und wenn er noch einen Wunsch offen hätte: „Weniger Bürokraten und mehr Fachleute und weniger Verwaltung im Kulturbetrieb.“ Und Maiken Hagemeister regt zum Abschluss ein wenig Digital Detox an: „Nach stundenlangen Zoom-, Hangout- und sonstigen digitalen Sitzungen empfehle ich eher das Lesen in Büchern ;-)“
Die nächste Folge handelt dann von einem Musiker mit ordentlich Wumm und einer Produzentin, die die Stille liebt.
[S. H.]